📱 1. Formen von Cybermobbing und digitaler Gewalt
❗ 1.1 Was ist Cybermobbing?
Cybermobbing bezeichnet das absichtliche Belästigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Beleidigen von Personen über digitale Medien wie:
- Soziale Netzwerke (Instagram, TikTok, Snapchat)
- Messenger-Apps (WhatsApp, Telegram)
- Online-Spiele und Foren
Im Gegensatz zu Mobbing im „realen Leben“ kann Cybermobbing rund um die Uhr und anonym stattfinden.
🚩 1.2 Formen von Cybermobbing
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Beleidigungen & Beschimpfungen:
- Hasskommentare, abwertende Nachrichten
- Beispiel: „Du bist dumm und hässlich!“ in Gruppenchats
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Bloßstellung (Outing & Doxing):
- Veröffentlichen peinlicher Fotos/Videos ohne Erlaubnis
- Doxing: Veröffentlichen persönlicher Daten (Adresse, Telefonnummer)
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Fake-Profile:
- Erstellen von gefälschten Accounts, um jemandem zu schaden
- Beispiel: Jemand gibt sich in sozialen Netzwerken als eine andere Person aus
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Cyberstalking:
- Ständiges Nachspionieren, Überwachen und Belästigen online
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Exclusion (soziale Ausgrenzung):
- Jemand wird bewusst aus Gruppen ausgeschlossen (z.B. aus WhatsApp-Gruppen)
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Hate Speech (Hassrede):
- Verbreitung von Hassbotschaften gegen bestimmte Personen oder Gruppen
- Oft rassistisch, sexistisch, homophob etc.
🎯 Praxisübung: Cybermobbing-Szenarien erkennen
- Aufgabe: Lese verschiedene Beispiele von Online-Interaktionen.
- Frage: Handelt es sich um Cybermobbing? Warum (nicht)?
- Diskussion: Welche Gefühle könnten die betroffenen Personen haben?
🛡️ 2. Strategien zur Prävention und Unterstützung
💡 2.1 Prävention: So schützt du dich
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Privatsphäre-Einstellungen prüfen:
- Profile auf „privat“ setzen
- Wer darf dich markieren, kontaktieren, deine Beiträge kommentieren?
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Starkes soziales Netzwerk:
- Unterstützende Freund*innen und Vertrauenspersonen
- Offline-Gespräche fördern das Selbstbewusstsein
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Kritischer Umgang mit Inhalten:
- Nicht alles liken, teilen oder kommentieren, was negativ ist
- Kein „Mittäterschaft“ durch Schweigen oder Mitmachen
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Digitale Zivilcourage:
- Anderen helfen, wenn sie online angegriffen werden
- Mut zeigen, auch wenn du selbst nicht betroffen bist
🚨 2.2 Was tun, wenn du betroffen bist?
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Ruhe bewahren:
- Nicht sofort emotional reagieren
- Angreifer*innen wollen oft eine Reaktion provozieren
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Beweise sichern:
- Screenshots von beleidigenden Nachrichten, Profilen, Kommentaren
- Datum, Uhrzeit und Plattform dokumentieren
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Blockieren und melden:
- Täter*innen blockieren
- Beiträge bei der Plattform melden (Instagram, TikTok, Facebook bieten einfache Meldefunktionen)
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Vertrauensperson einbeziehen:
- Mit Eltern, Freund*innen, Lehrkräften oder Schulsozialarbeit sprechen
- Anonyme Hilfsangebote: z.B. Nummer gegen Kummer (116 111 in Deutschland)
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Professionelle Hilfe:
- Schulpsycholog*innen, Beratungsstellen oder die Polizei kontaktieren, wenn nötig
🤝 2.3 Wenn du Zeug*in von Cybermobbing bist
- Nicht wegsehen: Ignorieren hilft dem Opfer nicht
- Solidarisch sein: Betroffene direkt unterstützen
- Cybermobbing melden: Plattform oder Vertrauenspersonen informieren
🎯 Praxisübung: Handlungsplan entwickeln
- Aufgabe: Erstelle einen 5-Schritte-Notfallplan, den du anwenden würdest, wenn du oder jemand aus deinem Umfeld Cybermobbing erlebt.
- Frage: Was ist der wichtigste erste Schritt?
⚖️ 3. Rechtliche Konsequenzen von Online-Missbrauch
📜 3.1 Ist Cybermobbing strafbar?
Ja! In Deutschland gibt es keine direkte „Cybermobbing-Gesetzgebung“, aber viele Taten fallen unter bestehende Gesetze.
🚩 Relevante Straftatbestände:
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Beleidigung (§ 185 StGB):
- Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahre
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Üble Nachrede (§ 186 StGB):
- Verbreitung falscher Informationen, die den Ruf schädigen
- Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 1 Jahr
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Verleumdung (§ 187 StGB):
- Bewusst falsche Behauptungen zur Schädigung
- Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahre
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Nötigung (§ 240 StGB):
- Bedrohung oder Erpressung
- Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahre
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Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs (§ 201a StGB):
- Veröffentlichung von Fotos/Videos ohne Zustimmung
- Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahre
🚨 3.2 Ab welchem Alter bist du strafmündig?
- In Deutschland ab 14 Jahren
- Das bedeutet: Ab diesem Alter kann man für Cybermobbing rechtlich belangt werden
Mögliche Konsequenzen:
- Strafverfahren, Bußgelder
- Soziale Konsequenzen (z.B. Schulverweise, Ausschlüsse aus Gruppen)
- Zivilklagen (Schadensersatzforderungen durch die Betroffenen)
🎯 Praxisübung: Fallanalyse „Recht oder Unrecht?“
- Aufgabe: Lese einen Fall (z.B. „Max verbreitet ein peinliches Foto seiner Mitschülerin ohne Zustimmung“).
- Fragen:
- Ist das strafbar?
- Welche Gesetze könnten hier greifen?
- Was wären die möglichen Konsequenzen?
🚀 4. Zusammenfassung
- Cybermobbing kann viele Formen annehmen: Beleidigung, Ausgrenzung, Fake-Profile, Doxing
- Prävention: Privatsphäre schützen, digitale Zivilcourage zeigen
- Hilfe holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke
- Rechtliche Konsequenzen können ab 14 Jahren strafrechtlich relevant sein
💡 5. Reflexionsfragen
- Hast du selbst schon Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht – direkt oder indirekt?
- Wie würdest du dich fühlen, wenn du betroffen wärst?
- Was würdest du tun, wenn du siehst, dass jemand online gemobbt wird?
- Wie können Schulen, Familien oder Freundeskreise besser unterstützen?
📞 6. Wichtige Anlaufstellen (Deutschland)
- Nummer gegen Kummer: 116 111 (kostenfrei & anonym)
- Juuuport: www.juuuport.de (Online-Beratung von Jugendlichen für Jugendliche)
- Saferinternet.de: Tipps und Hilfe bei Cybermobbing
- Polizei: Bei schweren Drohungen oder Straftaten direkt einschalten