Klassenkultur stärken – Grundlagen, Methoden und Praxis für Lehrer und Mentoren
Lektion

Lernziele:

Am Ende dieser Lektion sollen die Teilnehmer:

  1. Die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation (GFK) verstehen und anwenden können.
  2. Techniken für effektive und respektvolle Feedbackgespräche beherrschen, wie Ich-Botschaften und aktives Zuhören.
  3. Eine offene und konstruktive Kommunikationskultur in ihrer Klasse fördern.

1. Gewaltfreie Kommunikation (GFK) in der Schule

1.1 Was ist gewaltfreie Kommunikation?
  • Ein Kommunikationsstil, der von Empathie, Respekt und Klarheit geprägt ist.
  • Entwickelt von Marshall B. Rosenberg mit dem Ziel, Konflikte konstruktiv zu lösen.
  • Fokus: Bedürfnisse und Gefühle aller Beteiligten anerkennen.
1.2 Die vier Schritte der GFK:
  1. Beobachtung:
    • Beschreiben Sie die Situation objektiv und ohne Bewertung.
    • Beispiel: „Ich habe bemerkt, dass du während der Gruppenarbeit oft still warst.“
  2. Gefühle benennen:
    • Teilen Sie Ihre Gefühle ehrlich mit.
    • Beispiel: „Ich fühle mich besorgt, weil ich nicht weiß, ob du dich unwohl fühlst.“
  3. Bedürfnisse ausdrücken:
    • Erläutern Sie, welches Bedürfnis hinter Ihrem Gefühl steht.
    • Beispiel: „Mir ist wichtig, dass sich alle wohlfühlen und mitarbeiten können.“
  4. Bitte formulieren:
    • Äußern Sie eine konkrete und umsetzbare Bitte.
    • Beispiel: „Könntest du mir sagen, wie du dich in der Gruppe fühlst?“
1.3 Vorteile der GFK in der Schule:
  • Reduziert Missverständnisse und Eskalationen.
  • Fördert ein respektvolles Miteinander.
  • Unterstützt Schüler dabei, ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und auszudrücken.

Praxis-Tipp: Üben Sie mit Ihren Schülern, die vier Schritte der GFK in Rollenspielen anzuwenden.


2. Techniken für Feedbackgespräche

2.1 Ich-Botschaften statt Du-Botschaften:
  • Ich-Botschaften:
    • Konzentrieren sich auf die eigenen Gefühle und Wahrnehmungen.
    • Vermeiden Schuldzuweisungen und reduzieren Abwehrreaktionen.
    • Beispiel:
      • Du-Botschaft: „Du störst immer den Unterricht.“
      • Ich-Botschaft: „Ich fühle mich gestört, wenn während meines Erklärens geredet wird.“
  • Warum sie wirken:
    • Sie sind weniger konfrontativ und fördern Offenheit.
2.2 Aktives Zuhören:
  • Technik, bei der der Sprecher signalisiert, dass er den Gesprächspartner versteht und ernst nimmt.
  • Elemente des aktiven Zuhörens:
    • Paraphrasieren: Wiederholen Sie das Gesagte in eigenen Worten, um sicherzugehen, dass Sie es richtig verstanden haben.
      • Beispiel: „Du meinst, dass du dich in der Gruppe nicht wohlfühlst, weil die anderen dich unterbrechen?“
    • Emotionen spiegeln: Gehen Sie auf die Gefühle des Gegenübers ein.
      • Beispiel: „Ich verstehe, dass du frustriert bist.“
    • Nachfragen: Stellen Sie klärende Fragen, um mehr über die Perspektive des Gesprächspartners zu erfahren.
      • Beispiel: „Kannst du mir mehr darüber erzählen, was dich dabei stört?“
2.3 Konstruktives Feedback geben:
  • Sandwich-Methode:
    • Starten Sie mit einem positiven Aspekt.
    • Formulieren Sie konstruktive Kritik.
    • Beenden Sie mit einer positiven Perspektive.
    • Beispiel: „Du hast viele gute Ideen eingebracht. Ich habe jedoch bemerkt, dass du manchmal andere unterbrichst. Wenn du darauf achtest, könnten deine Ideen noch besser zur Geltung kommen.“

3. Förderung einer offenen Kommunikationskultur

3.1 Regeln für einen respektvollen Dialog:
  • Grundregeln mit der Klasse entwickeln:
    • Zuhören, ohne zu unterbrechen.
    • Keine Schuldzuweisungen oder Beleidigungen.
    • Alle Meinungen sind gleichwertig.
  • Regeln sichtbar im Klassenzimmer platzieren und regelmäßig besprechen.
3.2 Kommunikationsrituale etablieren:
  • Feedbackrunden: Regelmäßige Runden, in denen Schüler ihre Gedanken und Gefühle äußern können.
  • Gesprächskreise: Eine strukturierte Form des Austauschs, bei der jeder die Chance hat, zu sprechen.
  • Mediation: Ein neutraler Vermittler (z. B. der Lehrer oder ein geschulter Schüler) hilft bei der Klärung von Konflikten.
3.3 Vorbildfunktion des Lehrers:
  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Zeigen Sie selbst respektvolle Kommunikation.
  • Seien Sie offen für Kritik und Feedback von Schülern.

Abschluss und Reflexion:

  • Diskussion: Welche Kommunikationsprobleme haben Sie in Ihrer Klasse erlebt, und welche der vorgestellten Techniken könnten hilfreich sein?
  • Aufgabe: Wenden Sie die vier Schritte der GFK in einer konkreten Situation an und reflektieren Sie, wie die Schüler darauf reagieren.

Zusammenfassung:
Eine offene und respektvolle Kommunikation ist essenziell für eine positive Klassenkultur. Gewaltfreie Kommunikation, Ich-Botschaften und aktives Zuhören bieten Lehrern wirksame Werkzeuge, um Dialoge zu fördern und Konflikte konstruktiv zu lösen. Als Lehrer tragen Sie entscheidend dazu bei, ein Klima des Vertrauens und der Zusammenarbeit zu schaffen.