Kursinhalt
1. Grundlagen der Problemlösung
Ziel: Die Teilnehmenden verstehen die kognitiven und emotionalen Prozesse hinter Problemlösungen.
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4. Kreativitätstechniken für innovative Lösungen
Ziel: Die Teilnehmenden lernen, über den Tellerrand hinaus zu denken.
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6. Zeitmanagement & Entscheidungsfindung unter Druck
Ziel: Die Teilnehmenden lernen, auch unter Stress und Zeitdruck effektiv zu handeln.
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7. Werkzeuge und digitale Helfer für die Problemlösung
Ziel: Die Teilnehmenden lernen, moderne Technologien für bessere Lösungen zu nutzen.
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Problemlösungskompetenz – Smarte Strategien für alle Lebenslagen
Lektion

Einleitung: Kreativität gezielt fördern

Kreativität ist nicht nur ein Talent, sondern eine Fähigkeit, die mit den richtigen Techniken aktiv gefördert werden kann. Besonders beim Lösen komplexer Probleme helfen kreative Methoden, neue Perspektiven zu gewinnen und innovative Lösungen zu entwickeln.

In dieser Lektion lernst du:

  1. Die Technik des lateralen Denkens für unkonventionelle Problemlösungen.
  2. Den Perspektivwechsel mit De Bono’s „6 Denkhüten“ zur strukturierten Ideenfindung.
  3. Design Thinking als kreativen Prozess zur Entwicklung nutzerorientierter Lösungen.
  4. Praktische Übungen, um diese Techniken direkt anzuwenden.

1. Laterales Denken: Um die Ecke denken

🔍 1.1 Was ist laterales Denken?

Laterales Denken (engl. Lateral Thinking) ist eine Kreativitätstechnik, die darauf abzielt, Probleme durch ungewöhnliche, unkonventionelle Denkwege zu lösen.
Statt linear und logisch vorzugehen, bricht laterales Denken gewohnte Denkmuster auf, um unerwartete Verbindungen zu finden.

🚀 1.2 Merkmale des lateralen Denkens:

  • Provokation: Bewusst provokante Fragen stellen, um neue Denkweisen zu erzwingen.
  • Umkehrung: Probleme von hinten betrachten („Was wäre das Gegenteil?“).
  • Zufall: Unerwartete Reize nutzen, um neue Ideen zu generieren.
  • Verlassen der Komfortzone: Bekannte Annahmen infrage stellen.

💡 1.3 Beispiele für laterales Denken:

🧩 Beispiel 1 – Das Taxi-Rätsel:

Ein Mann fährt mit dem Taxi, aber der Taxifahrer verlangt kein Geld. Warum?
➡️ Antwort: Der Mann ist der Taxifahrer. Es war sein eigenes Auto.

➡️ Erkenntnis: Wir denken oft in festen Mustern (ein Mann = Fahrgast), obwohl es andere Möglichkeiten gibt.


📝 1.4 Übung: Laterales Denken anwenden

Aufgabe:

  • Frage: „Wie kannst du die Anzahl der Autounfälle in einer Stadt verringern, ohne den Verkehr zu reduzieren?“
  • Laterales Denken:
    • Provokation: „Was wäre, wenn Autos gefährlicher statt sicherer wären?“
      • Verrückte Idee? Vielleicht.
      • Aber diese Überlegung führte zu Sicherheitsmaßnahmen wie Airbags und stärkeren Bremsen.

➡️ Tipp: Stelle Fragen, die „normal“ unlogisch wirken. Genau dort liegt oft der kreative Durchbruch.


2. Perspektivwechsel mit De Bono’s „6 Denkhüten“

🎩 2.1 Was sind die „6 Denkhüte“?

Der 6-Denkhüte-Ansatz von Edward de Bono ist eine Methode, um Probleme aus sechs unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Jeder „Hut“ steht für eine bestimmte Denkweise. Indem man die „Hüte wechselt“, wird der kreative Prozess strukturiert und vielseitig.


🎯 2.2 Die Bedeutung der 6 Hüte

Hut-Farbe Denkweise Fragen, die du dir stellst:
🎩 Weiß Objektiv (Fakten) „Welche Fakten haben wir? Welche Daten fehlen?“
❤️ Rot Emotional (Gefühle) „Wie fühle ich mich dabei? Was sagt mein Bauch?“
⚠️ Schwarz Kritisch (Risiken) „Was könnte schiefgehen? Wo sind Schwachstellen?“
Gelb Optimistisch (Chancen) „Was sind die Vorteile? Warum könnte es funktionieren?“
🌱 Grün Kreativ (Ideenfindung) „Gibt es noch andere Möglichkeiten?“
🧢 Blau Kontrollierend (Prozess) „Wie strukturieren wir die Diskussion?“

➡️ Merke:

„Statt alle Denkmuster gleichzeitig zu verwenden, fokussiert man sich gezielt auf eine Perspektive nach der anderen.“


📝 2.3 Übung: Die 6 Denkhüte in der Praxis

Szenario: Dein Team möchte ein neues Lernprojekt für Schüler entwickeln.

  1. Blauer Hut (Prozess): „Lasst uns die 6-Hüte-Methode anwenden.“
  2. Weißer Hut (Fakten): „Wie viele Schüler nutzen digitale Lernplattformen?“
  3. Roter Hut (Gefühle): „Ich finde die Idee spannend, aber sie könnte Schüler überfordern.“
  4. Schwarzer Hut (Risiken): „Was, wenn die Schüler das Projekt langweilig finden?“
  5. Gelber Hut (Chancen): „Das Projekt fördert kreatives Denken und Selbstständigkeit.“
  6. Grüner Hut (Kreativität): „Was, wenn wir ein interaktives Quiz integrieren?“

➡️ Erkenntnis: Durch den Perspektivwechsel entstehen ausgewogene Entscheidungen – ohne dass Emotionen die Fakten überlagern oder umgekehrt.


3. Design Thinking: Kreativität trifft Problemlösung

🔍 3.1 Was ist Design Thinking?

Design Thinking ist ein kreativer Problemlösungsansatz, der den Menschen (Nutzer) in den Mittelpunkt stellt.
Das Ziel: Innovative Lösungen entwickeln, die nicht nur originell, sondern auch praktisch und anwendbar sind.

🚀 3.2 Die 5 Phasen des Design Thinking-Prozesses

  1. Verstehen (Empathize):

    • Zuhören und Beobachten: Was brauchen die Menschen wirklich?
    • Beispiel: Interviews mit Schülern, um Lernprobleme zu verstehen.
  2. Definieren (Define):

    • Das Problem klar formulieren.
    • Beispiel: „Schüler verlieren beim Online-Lernen schnell die Motivation.“
  3. Ideenfindung (Ideate):

    • Kreative Ideen entwickeln – ohne Grenzen.
    • Methoden: Brainstorming, Mind-Mapping, SCAMPER
  4. Prototyping (Prototype):

    • Schnell einfache Prototypen erstellen, um die Idee zu testen.
    • Beispiel: Ein Klick-Dummy für eine neue Lern-App.
  5. Testen (Test):

    • Rückmeldung einholen: Funktioniert die Lösung?
    • Anpassen und verbessern.

➡️ Merke:

Design Thinking ist ein iterativer Prozess – man lernt ständig dazu und passt die Lösung an.


💡 3.3 Beispiel für Design Thinking in Aktion

Problem: „Wie können wir das Warten an Bushaltestellen angenehmer gestalten?“

  1. Verstehen: Beobachte Menschen an Haltestellen. Was tun sie?
  2. Definieren: „Menschen langweilen sich und fühlen sich unwohl beim Warten.“
  3. Ideenfindung:
    • Interaktive Displays
    • Sitzbänke mit USB-Ladegeräten
    • Kunstinstallationen
  4. Prototyping: Einfaches Modell einer „Smart-Bank“ mit Steckdosen.
  5. Testen: Menschen testen den Prototyp → Feedback → Verbesserung.

➡️ Erkenntnis: Der Fokus liegt nicht auf der „coolsten“ Idee, sondern auf der nützlichsten Lösung für den Nutzer.


4. Praktische Übungen zur Förderung von Kreativität

📝 Übung 1: Laterales Denken

Aufgabe:

  • Frage: „Wie kannst du einen Wasserhahn nutzen, ohne ihn zu berühren?“
  • Laterales Denken:
    • Fußpedal?
    • Sensor?
    • Sprachsteuerung?

➡️ Ziel: Um die Ecke denken, bekannte Annahmen hinterfragen.


🎩 Übung 2: 6 Denkhüte anwenden

Szenario: „Sollte unsere Schule komplett papierlos werden?“

  1. Trage nacheinander die sechs Denkhüte „gedanklich“:
    • Weiß: „Wie viel Papier verbrauchen wir aktuell?“
    • Rot: „Ich finde das aufregend, aber auch unsicher.“
    • Schwarz: „Technikprobleme könnten den Unterricht stören.“
    • Gelb: „Das spart Ressourcen und ist umweltfreundlich.“
    • Grün: „Was wäre, wenn wir Tablets mit Solar-Ladefunktionen nutzen?“
    • Blau: „Lasst uns die besten Ideen priorisieren.“

➡️ Ziel: Verschiedene Perspektiven einnehmen und vielseitige Lösungen finden.


🧪 Übung 3: Design Thinking in 30 Minuten

  1. Wähle ein einfaches Problem: „Wie können wir das Frühstück stressfreier gestalten?“
  2. Durchlaufe die 5 Phasen:
    • Verstehen: Warum ist es stressig? (zu wenig Zeit, keine Routine?)
    • Definieren: „Das Problem ist fehlende Zeit und Planung.“
    • Ideenfindung: Meal-Prep, Frühstück to-go, Wecker-App mit Rezepttipps
    • Prototyping: Skizziere eine App-Idee oder eine neue Morgenroutine
    • Testen: Probiere es am nächsten Morgen aus

➡️ Ziel: Schnell von der Idee zur konkreten Lösung kommen.


5. Zusammenfassung

🔑 Wichtige Erkenntnisse:

  • Laterales Denken hilft, gewohnte Denkmuster zu durchbrechen und ungewöhnliche Lösungen zu finden.
  • Mit den 6 Denkhüten betrachtest du ein Problem systematisch aus verschiedenen Perspektiven.
  • Design Thinking ist ein nutzerzentrierter Prozess, der kreative Ideen in praktische Lösungen verwandelt.
  • Übung macht den Meister: Kreativität lässt sich durch Techniken wie Brainstorming, Perspektivwechsel und Prototyping gezielt fördern.

Reflexionsfragen zum Abschluss:

  1. Welche der drei Techniken fandest du am spannendsten? Warum?
  2. In welchen Lebensbereichen könntest du kreatives Denken gezielt einsetzen?
  3. Wie kannst du das „Um-die-Ecke-Denken“ im Alltag trainieren?